Wuschel
...häufig kommt es anders und meistens als man denkt!
Die Rennmäuse waren (und sind) zwar witzige und niedliche
Gefährten, aber irgendwie hat doch ein "richtiges" Haustier zum
Spielen und Kuscheln gefehlt. Da ein Hund in unserer damaligen
Wohnung leider nicht erlaubt war, entschieden wir uns für eine
Katze - vielleicht schon ein erwachsenes (so zwischen 1 und
3 Jahren) und an das Wohnungsleben gewöhntes Tier.
Und dann war da am 21.06.2001 folgende Anzeige in der Zeitung:
"Lieber, 18jähriger, blinder Tigerkater hat sein Zuhause verloren."
Nun, 18 Jahre war nun doch etwas älter als geplant und dann auch
noch ein blindes Tier... Nun denn, ich (Nicole) rief die angegebene
Nummer an, um mich unverbindlich nach dem Tier zu erkundigen. Am
anderen Ende der Leitung erzählte mir die Vorsitzende des VfhK (Verein
für herrenlose Katzen) kurz etwas über Wuschels bisheriges Leben:
Der Kater hatte Zeit seines bisherigen Lebens in Freiheit auf einem
Bauernhof gelebt, war recht scheu und sollte nun seine letzten Jahre
in einem ruhigen Haushalt verbringen, da er aufgrund seiner Erblindung
draußen nicht mehr zurecht käme.
Nach einigen Überlegungen und einem Besuch bei Wuschel (der sich
nicht gerade von seiner besten Seite zeigte) war klar: Er sollte bei uns
einziehen.
Die ersten Wochen hielt sich der Kater sehr zurück und blieb den ganzen
Tag versteckt hinter den Musikboxen liegen - kam man ihm zu nahe, versuchte
er zu beißen (was nicht weiter schlimm war, da er keinen einzigen Zahn
mehr hatte). Doch irgendwann leckte er Quark von meinen Fingern, kam
freudig auf mein Rufen, dass es Futter gäbe angelaufen und nach einigen
weiteren Wochen forderte er mich tatsächlich regelmäßig (und sehr
nachdrücklich!) zum Schmusen auf - das Eis war gebrochen.
Ab da hatte er seinen festen Platz auf dem Sofa und genoss seine
täglichen Streicheleinheiten.
Er sorgte auch immer wieder für etliche Lacher: Beispielsweise,
wenn er geduldig, aber doch unnachgiebig am Esstisch bettelte; wenn er
in die Spülmaschine kletterte, weil dort ein Teller so unwiderstehlich
nach Steak duftete; wie er Tag für Tag die Käfige der Mäuse belagerte,
die aber davon völlig unbeeindruckt waren. Am absolut beeindruckendsten
war seine Anpassungsfähigkeit: Ein Umzug in eine größere Wohnung warf ihn
in keinster Weise aus der Bahn - im Gegenteil. Schon am ersten Tag konnte
man ihm deutlich anmerken, dass das neue, größere Revier seine absolute
Zustimmung fand. Und auch mit Laska, unserem später hinzugekommenen
"kretanischen Straßenräuber-Jagdhund", verstand sich Wuschel einfach
blendend. Ohne dessen Geleitschutz sah man Laska nie trinken oder fressen gehen.
Dieser Kater war einfach ein toller Kerl mit einer unglaublich starken
Persönlichkeit, der uns sehr eindrucksvoll gezeigt hat, dass man nur
eine gehörige Portion Geduld braucht, um einen besten Freund zu bekommen.
Leider mussten wir uns schon am 01.03.2002 von unserem geliebten Wuschel
trennen, der uns aber mit Sicherheit immer unvergessen bleiben wird.
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